Dienstag, 21. Januar 2014

NESTER, NISTZONEN, NISTKASTENBAU

Auszug aus dem Buch
Käfig- und Volierenbau, Praktische Anleitungen
von Ernst Albrecht




Es ist allgemein bekannt, dass zwischen Frei-Nestbauern und Höhlenbrütern zu unterscheiden ist. In Käfig und Voliere müssen wir beiden Arten naturnahe Nisthilfen anbieten. Den Frei-Nestbauern ist nicht nur damit gedient, wenn wir ihnen lebende Pflanzen, Trocken-
strauchwerk o. ä. in dichter Form in die Voliere stellen. Wir müssen auch dafür sorgen, dass mehrere Unterlagen zum Nestbau vorhanden sind. Zum Beispiel können Äste so über Kreuz gebunden werden, dass von den Vögeln darauf ein Nest aus Grashalmen oder aus anderem Nistmaterial gebaut werden kann. Ein Kaisernest, also ein Drahtkorb in der Pflanze oder dem Strauchwerk, auch ein Gitterrost, welcher als Pflanzensteckgerüst dient oder Auflagebretter hinterm Strauchwerk an der Wand in verschiedenen Lagen und Höhen montiert, sind gute Nisthilfen. Wir müssen bedenken, dass die Auswahl eines Nistplatzes oder eines Nistkastens für ein brutwilliges Vogelpärchen in einer Voliere begrenzt ist. Draußen in der Natur werden den Tieren die vielfältigsten Möglichkeiten geboten. Darum ist es sehr wichtig, in der Voliere zahlreiche Nistmöglichkeiten zu gestalten oder zu schaffen.
Wie interessant ein frei gebautes Nest in Baum oder Strauch von den Vögeln gebaut werden kann, haben wir schon vielfach erfahren. Erinnern wir uns an die Kugelnester der Webervögel.

Besonders herausheben möchte ich das Nest eines Goldbauch-Kolibripaares, welches von H. Dr. W. Kühme im Heft 1/87 der GW kurz beschrieben wurde.

Dieses Kolibripaar hing sein Nest an einem 3 mm dicken Draht auf, welcher von einer Decke auf 2,85 m Höhe herunterhing. Das Nest wurde aus kleinsten, 1 – 2 mm langen Grasgrannen (Spelzen der Grasblütenstände) und Spinngewebefäden, feinsten Gräsern und anderen kleinen Niststoffen, aber immer mit vielen Spinnweben gebaut. Frühmorgens, wenn der Morgentau noch auf den Spinngewebenestern hing, schafften die Kolibris den Stoff heran und verbauten ihn am Nest. Es schien, als würden die Kolibris das übrige Nistmaterial mit dem Spinnwebstoff am Nest außen herum verkleben. Das Nest glänzte silbern vor Spinngeweben. Die Nestmulde soll nur 2 cm breit und 2,5 cm tief gewesen sein.

Es wird noch erwähnt, dass H. Th. Kleefisch im Heft 3/84 „Trichilos“ darauf hinweist, dass beliebte Nistplätze der Kolibris dickere Drahthaken sind, die unter wettergeschützten Dachvorsprüngen befestigt sind. In der Natur hängen die Nester zwischen Grashalmen, herabhängenden Farnwedeln oder in von oben herabhängenden waagerechten Astgabeln.
Aus diesem Bericht ist zu erkennen, wie schwierig es sein kann, Vogelarten nicht nur eine naturnahe und artgerechte Unterkunft, sondern auch die erforderliche Nisthilfe zur Fortpflanzung anzubieten.


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