Dienstag, 11. Januar 2011

Warum Musik glücklich macht

Musik berührt uns. Sie heitert uns auf oder rührt uns zu Tränen. Sie aktiviert sogar Fähigkeiten, die eigentlich gar nicht mehr vorhanden sind. Denn Musik beeinflusst das Limbische System - und kann es deshalb sogar mit Antidepressiva aufnehmen.



Dass die meisten Menschen nur selten singen oder musizieren - zu einem besonderen Anlass vielleicht, oder an Weihnachten -, ist schade. Musik und Melodien können uns intensiv rühren oder berühren. Aber Musik kann mehr, als nur einen Schauer über den Rücken jagen. Musik aktiviert sogar Fähig-
keiten, die eigentlich gar nicht mehr vorhanden sind. Eine fast 100-jährige Patientin mit fortgeschrittener Alzheimerdemenz war nicht mehr in der Lage war, Worte zu finden und auszusprechen. Auch umgekehrt verstand sie beim Zuhören den Sinn von Worten lange schon nicht mehr.
Folglich schwieg sie seit Jahren. Aber singen konnte sie. Fehlerfrei und textsicher arbeitete sie sich durch zahlreiche Strophen. Die Lieder ihrer Kindheit waren so fest eingebrannt, dass sie Worte zurück-
brachten, die beim normalen Sprechen längst verloren waren. Und mit den alten Melodien kam auch die Begeisterung ihrer Kindheit nach vielen Jahrzehnten zurück. Frau F. war glücklich.

Gefühl für Harmonie angeboren

Die Ursache für diese heftige Wirkung ist ganz einfach: Musik beeinflusst das Limbische System, eine Art Emotionschip im Gehirn - und dagegen kann sich der Verstand nicht wehren. Aber Musik ist nicht gleich Musik: Ein harmonisches Stück von Bach etwa hat eine völlig andere Wirkung auf das menschliche Gehirn als eine zufällige Tonfolge. Und das unabhängig davon, ob man Bach mag oder ob man ihn überhaupt kennt. Das Gefühl für Harmonie ist offensichtlich ange-
boren. Moderne Musik, die Harmonien meidet, hat diesen Effekt nicht. Wer dagegen harmonische Lieder singt, schüttet Glückshormone aus.

Experten sprechen vom Chill-Faktor - dem wohligen Schauer. Etwa vier von fünf Menschen können dieses Erlebnis durch Musik auslösen. Dabei verändern sich Puls und Atmung, Hauttemperatur und die Aktivität der Gesichtsmuskeln. Sogar das Immunsystem wird durch Musik beeinflusst, und das Gefühl. Menschen, die unter starken Stimmungstiefs leiden, können sich durch „ihre“ Musik gleichsam am eigenen Schopf wieder nach oben ziehen. Deshalb ist Musik eine Art nebenwirkungsfreies Antidepressivum. Und am wirksamsten sind die Melodien, die man aus der Kindheit kennt. In diesem Sinne ist „Macht hoch die Tür“ die beste Musik, die der Neurologe empfehlen kann - am besten das ganze Jahr hindurch.

Quelle: http://www.ksta.de/html/artikel/1231945336948.shtml