Montag, 4. April 2011

Weltweites Bienensterben hält an

Nach Rindern und Schweinen sind Bienen die wichtigsten Nutztiere in der EU. Gegen ihr rätselhaftes Sterben hat die EU bisher wenig getan. Jetzt schlägt sie Alarm. "Es ist ernst", sagt EU-Agrarminister John Dalli.




40.000 mal ausfliegen für ein Glas Honig



Auf der ganzen Welt gibt es immer weniger Bienen. Vor allem im industrialisierten Norden verschwinden jedes Jahr große Teile der Bienenvölker, in manchen Regionen beträgt der Schwund 85 Prozent. Das berichtete das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) im März.

Ohne nachhaltigere Formen der Bewirtschaftung sei die Nahrungs-
versorgung der Zukunft in Frage gestellt, heißt es in dem UNEP-
Bericht. So werden schätzungsweise von den 100 Pflanzenarten, die über 90 Prozent der Ernährung sicherstellen, 71 von Bienen bestäubt. In Europa gehören dazu 84 Prozent der Getreide- und Gemüsearten. Auch wenn die genauen Ursachen für das Bienensterben noch unklar sind, wissen die Experten, dass Schädlinge wie Pilze, Milben oder Viren, Chemikalien in der Landwirtschaft und die Luftverschmutzung mit verantwortlich sind. Auch der Rückgang der Biodiversität spielt eine Rolle. Denn Bienen brauchen zahlreiche Pflanzen, um ihre Larven zu versorgen. Aber auch diese Nahrungsgrundlage geht immer weiter zurück.

In der EU ist das Bienensterben bereits seit Mitte der 1990er Jahre bekannt, als erstes schlugen die Imker Alarm. Im größten EU-Agrar-
land Frankreich verloren manche Imker alle Honigbienenvölker, im Durchschnitt liegt der Verlust bei Frankreichs Imkern bei 30 Prozent. In Deutschland erregte ein Massensterben der Bienen 2002 erstmalig größere Aufmerksamkeit: Fast ein Drittel der deutschen Bienenvölker verendete. Im vergangenen Jahr lag nach Angaben des Deutschen Imkerbundes die Bienensterblichkeit zwischen 15 und 30 Prozent.

Um den Verlust der Bienenbestände zu stoppen, fordern die Autoren des UNEP-Berichts unter anderem Prämien für bienenfreundliche Bauern. Wer zum Beispiel Blütenpflanzen am Feldrand anbaut, sollte dafür belohnt werden. Außerdem müsste auf den Äckern deutlich weniger Chemie eingesetzt werden.

Um die Ursachen für das rätselhafte Sterben der Bienen zu finden, soll nach Plänen der EU-Kommission bis April 2011 in Frankreich ein EU-Referenzlabor zur Bienengesundheit entstehen. Darüber hinaus will die Kommission Pestizide nur noch dann genehmigen, wenn sie für Honigbienen unbedenklich sind. Wichtig für die Gesundung der Bienenvölker könnte auch eine umweltfreundlichere Agrarsubvention sein. Würden EU-Subventionen für Brachflächen und naturnahe Land-
wirtschaft bezahlt statt für Monokulturen, hätten die Bienen mehr Nahrung und eine bessere Überlebenschance.

Wer selber nicht gleich Imker werden will, kann dennoch eine Menge für die geflügelten Gartenbesucher tun – durch die Auswahl richtiger Garten- und Balkonpflanzen, den Einsatz für unsere Straßenbäume und den regionalen Honigeinkauf beim Imker um die Ecke.

Quelle und weitere Infos unter:

www.eu-koordination.de/umweltnews/news/landwirtschaft-gentechnik/756-weltweites-bienensterben-haelt-an
www.dw-world.de/dw/article/0,,14788871,00.html
www.nabu.de

Foto: Nabu / W. Kaiser