Donnerstag, 10. April 2008

Leseprobe Teil 1

Aus dem Buch
Marschbefehl ins Ungewisse
von Ernst Albrecht


Meine Zeit beim Reichsarbeitsdienst

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Das Glück war mir ein wenig hold. Nach ein paar Tagen wurde ich zum Zweiten Zug verlegt. Hier erhielt ich eine eigene Baracke. Das gefiel mir natürlich sehr gut. Außerdem wurde ich am 1. Februar 1944 zum Obervormann befördert. Das gab mehr Sold. Mehr Geld war immer gut, besonders in diesen Zeiten.

Später kam ich dann zum Dritten Zug in den Fledder, einem Ortsteil von Osnabrück, in eine Schrebergarten-Kolonie neben den Klöckner Werken. - Es war ein Hin- und Herwandern in dieser Flakabteilung.

Auf diesem Gartengelände war eine Batterie der 3,7 Zentimeter Flak platziert. Unmittelbar neben dem Zweiten Geschütz schlugen später Bomben ein.

Die Alliierten gestalteten ihre Luftangriffe auf zivile Objekte inzwischen mit der Taktik, zuerst Brandbomben, danach Sprengbomben abzuwerfen um so die Löscheinheiten mit zu vernichten.

Daraufhin zogen wir in unserer Stellung den Schluss wenigstens vor unseren Wohnbaracken Wassergräben auszuheben und die Erde als Schutzwall vor die Behausung anzuschütten und mit Rasenplatten abzudecken.

Wie bereits beschrieben, lagen wir mit unseren vier Flakgeschützen in der Nähe der Klöckner Werke. Die Geschütze waren rund herum im Kreis von einem Erdwall von zirka 1,50 Meter Höhe umgeben.

Die Zentral-Leitstelle kündigte uns eines Tages einen schweren Luftangriff aus Richtung Enschede an. Ein großer Pulk Bomber befand sich im Anflug auf Osnabrück. Das bedeutete nichts Gutes. Sofort ertönte das Kommando:

„ Alle Mann an die Geschütze!“

Dort hatten wir wenigstens durch die Splitterschutzwälle Schutz vor den Sprengbomben.

Der vorangekündigte Bomberverband flog von Süden Osnabrück an. Er musste auf den Fledder zukommen.

Es herrschte klares Wetter, Sonnenschein. Bald erblickten wir die nahenden Flugzeuge am Himmel. Wir konnten sogar erkennen, wie die Bomben über den Schrebergärten ausgeklinkt wurden. Es waren kleine Bombengrößen. Gleich darauf stellten wir fest, dass Phosphor-Brandbomben abgeworfen wurden. Diese sind mit selbstentzündlichem, schwer löschbarem und hohe Temperaturen entwickelndem flüssigem Phosphor gefüllt.

In den Schrebergärten sowie in unserer Stellung waren die ersten Einschläge zu verzeichnen. In unserer Stellung brannte es überall. Wie durch ein Wunder blieben unsere Wohnbaracken vom Flammenmeer verschont. Explodierende Phosphor-Bombenteile flogen unberechenbar durch die Luft. Jeder versuchte sich zu schützen, so gut es ging. Einige unserer Leute, darunter auch ich selbst, wurden von Phosphorteilen getroffen. Die Kleidung fing sofort Feuer, das sich immer wieder von selbst entzündete, sobald man glaubte es gelöscht zu haben. Die einzig wirksame Methode, die Flammen zu ersticken, war, sich längere Zeit im losen Sand zu wälzen. Danach schnell die Kleidung ausziehen. Etwas Derartiges hatte ich noch niemals erlebt.

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