Auszug aus dem Buch
Käfig- und Volierenbau, Praktische Anleitungen
von Ernst Albrecht
Es
ist allgemein bekannt, dass zwischen Frei-Nestbauern und Höhlenbrütern
zu unterscheiden ist. In Käfig und Voliere müssen wir beiden Arten
naturnahe Nisthilfen anbieten. Den Frei-Nestbauern ist nicht nur damit
gedient, wenn wir ihnen lebende Pflanzen, Trocken-
strauchwerk o.
ä. in dichter Form in die Voliere stellen. Wir müssen auch dafür sorgen,
dass mehrere Unterlagen zum Nestbau vorhanden sind. Zum Beispiel können
Äste so über Kreuz gebunden werden, dass von den Vögeln darauf ein Nest
aus Grashalmen oder aus anderem Nistmaterial gebaut werden kann. Ein
Kaisernest, also ein Drahtkorb in der Pflanze oder dem Strauchwerk, auch
ein Gitterrost, welcher als Pflanzensteckgerüst dient oder
Auflagebretter hinterm Strauchwerk an der Wand in verschiedenen Lagen
und Höhen montiert, sind gute Nisthilfen. Wir müssen bedenken, dass die
Auswahl eines Nistplatzes oder eines Nistkastens für ein brutwilliges
Vogelpärchen in einer Voliere begrenzt ist. Draußen in der Natur werden
den Tieren die vielfältigsten Möglichkeiten geboten. Darum ist es sehr
wichtig, in der Voliere zahlreiche Nistmöglichkeiten zu gestalten oder
zu schaffen.
Wie interessant ein frei gebautes Nest in Baum oder
Strauch von den Vögeln gebaut werden kann, haben wir schon vielfach
erfahren. Erinnern wir uns an die Kugelnester der Webervögel.
Besonders
herausheben möchte ich das Nest eines Goldbauch-Kolibripaares, welches
von H. Dr. W. Kühme im Heft 1/87 der GW kurz beschrieben wurde.
Dieses
Kolibripaar hing sein Nest an einem 3 mm dicken Draht auf, welcher von
einer Decke auf 2,85 m Höhe herunterhing. Das Nest wurde aus kleinsten, 1
– 2 mm langen Grasgrannen (Spelzen der Grasblütenstände) und
Spinngewebefäden, feinsten Gräsern und anderen kleinen Niststoffen, aber
immer mit vielen Spinnweben gebaut. Frühmorgens, wenn der Morgentau
noch auf den Spinngewebenestern hing, schafften die Kolibris den Stoff
heran und verbauten ihn am Nest. Es schien, als würden die Kolibris das
übrige Nistmaterial mit dem Spinnwebstoff am Nest außen herum verkleben.
Das Nest glänzte silbern vor Spinngeweben. Die Nestmulde soll nur 2 cm
breit und 2,5 cm tief gewesen sein.
Es wird noch
erwähnt, dass H. Th. Kleefisch im Heft 3/84 „Trichilos“ darauf hinweist,
dass beliebte Nistplätze der Kolibris dickere Drahthaken sind, die
unter wettergeschützten Dachvorsprüngen befestigt sind. In der Natur
hängen die Nester zwischen Grashalmen, herabhängenden Farnwedeln oder in
von oben herabhängenden waagerechten Astgabeln.
Aus diesem
Bericht ist zu erkennen, wie schwierig es sein kann, Vogelarten nicht
nur eine naturnahe und artgerechte Unterkunft, sondern auch die
erforderliche Nisthilfe zur Fortpflanzung anzubieten.
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Dienstag, 21. Januar 2014
NESTER, NISTZONEN, NISTKASTENBAU
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