Eine Leseprobe aus dem Buch
Marschbefehl ins Ungewisse
von Ernst Albrecht
Ein
großer Fliegerangriff auf Wilhelmshaven am 18. Februar 1943 um 20:15
Uhr verursachte wieder einmal einen Bombenschaden am Dach unseres
Hauses. Noch in der Nacht fingen mein Vater und ich mit der Reparatur
an, die zum Glück am nächsten Tag vollständig erledigt werden konnte.
Zur Dokumentation fand ich den Beleg in meinem Arbeitsnachweisheft der
Lehrwerkstatt unter „Ausgeführte Arbeiten – 19. Februar 1943 –
Feindeinwirkung“.
Noch am selben Abend des 19. um 19:43 Uhr
ertönte wiederum Fliegeralarm, erneut ein Angriff. Glücklicherweise
trafen die Bomben nicht unser Wohngebiet.
Es wurden abgeworfen am 18. Februar 1943:
30 Sprengbomben und schwere Sprengbomben
8.000 Stabbrandbomben
500 Phosphorbomben
Personenschäden in Wilhelmshaven:
7 Tote, 48 schwer Verletzte
5 englische Maschinen wurden abgeschossen
5 Tommys lebend geborgen
30 Tommys überlebten nicht
am 19. Februar 1943:
50 Sprengbomben, 10 schwere Sprengbomben
3.000 Brandbomben aller Art
2 englische Maschinen wurden abgeschossen
Personenschäden in Wilhelmshaven: keine
(Angaben laut Buch: Wilhelmshaven im Bombenkrieg, Rolf Uphoff)
Am
11. Juni 1943 um 18:52 Uhr erlebte ich wieder einen unver- gessenen
Angriff auf Wilhelmshaven. Ich hatte schon Feierabend und war zu Hause,
als der Voralarm, später der Vollalarm ausgelöst wurde. Erneut ein
Angriff mit der Folge, dass die Öltanks in der Sandwüste – heute
Kleinwangerooge – getroffen wurden. Wir konnten das Feuer und die
schweren Rauchwolken von der Ankerstraße aus deutlich sehen und wussten,
dass ungefähr dreihundert Meter dahinter unsere Fischerbuden am Banter
Deich lagen. In Sorge, dass auch die Fischerbuden getroffen sein
konnten, schwang ich mich sofort aufs Rad und fuhr zum Deich. Gott sei
Dank war jedoch keine der Buden getroffen worden. Der Rest der ganzen
Familie atmete auf.
Ich war am 22. Oktober 1944 gerade
zum Militär einberufen, als sich die Lage wesentlich verschlimmerte. Die
Feuerhölle brach über Wilhelmshaven aus. Die Engländer warfen ein neues
verheerendes Kampfmittel ab, die Flammrohrstrahlbombe, die zwar schon
Anfang 1944 zum Einsatz kam, aber unsere Stadt bisher davor verschonten.
Das sollte sich nun ändern.
Diese Bombe bestand aus einem
Druckbehälter, der mit Benzin und Pressluft gefüllt war. In dieses
Gemisch ragte eine Thermitbrandsäule hinein (Gemisch:
Aluminium/Eisenoxyd), die als Anfeuerungsstab diente. Beim Aufschlag
wurde diese Säule durch den Zünder in Brand gesetzt. Durch die dabei
entstehende Hitze verdunstete das Benzin, was einen Überdruck
verursachte, der ein Ventil öffnete. Von hier aus entstand an einer Düse
eine Stichflamme von zwei bis fünf Meter Länge mit einer Hitze von
eintausend Grad. Diese Bombe war ein Flammenwerfer mit einem Kaliber von
dreißig englischen Pfund, was dreizehn Kilogramm entspricht.
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Dienstag, 6. Mai 2014
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