Montag, 4. Juli 2016

Marschbefehl ins Ungewisse


Eine außergewöhnliche Lebensgeschichte
von Ernst Albrecht

Ernst Albrecht, geboren 1926 in Rüstringen/Wilhelmshaven, hat in diesem Buch das Leben eines Mannes, der als Jugendlicher in den Strudel eines unmenschlichen Krieges gezogen wurde, dargestellt. Es ist sein Lebensweg, der dadurch entscheidend geprägt wurde.


Mit 78 Jahren schaut Ernst Albrecht zurück auf eine Zeit, die mit der Herrschaft des Nazi-Regimes einen dunklen Teil der deutschen Geschichte ausmacht.
Tagebuchaufzeichnungen, Fotos und Schrift-
stücke aus seiner Arbeitsdienst- und Militärzeit dienten dazu, Stück für Stück immer mehr Erinnerungen aus der Vergangenheit zu erwecken. „Der Inhalt dieses Buches ist eigentlich nicht als eine Biographie gedacht. Will man jedoch über das Aufwachsen der Jugend während der zwanziger Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges berichten, so ist es unumgänglich, dies anhand der eigenen, erlebten Geschichte zu beschreiben.“ So beginnt Ernst Albrecht sein Vorwort zu seinem Buch „Marschbefehl ins Ungewisse“.

In einfachen Verhältnissen wächst er mit sieben Geschwistern in den verworrenen Zeiten vor 1933 und des Zweiten Weltkrieges in Wilhelmshaven auf. Obwohl seine Lehrzeit bei der Kriegsmarine-Werft im August 1943 offiziell noch nicht beendet ist, wird der 17jährige Elektromechaniker zum Reichsarbeitsdienst nach Achmer/Osnabrück einberufen, wo er bald als Ausbilder und Zugführer bei der RAD-Flak tätig ist. Ein Jahr später ruft das Militär, das ihn nach kurzer Zeit von Heide zur Offiziersschule nach Lübeck führt. Im März 1945 wird Ernst Albrecht zur Verteidigung nach Wilhelmshaven beordert - kommt dort allerdings nie an. Zunächst marschiert das gesamte Offiziersanwärter-Batallion tagelang auf Ostfrieslands einsamen, regennassen Straßen, so nah der Heimatstadt und doch unerreichbar.

Von Bremen aus bringt ein Zug das Batallion in das 300 km entfernte Roßlau. Ein hin- und hergeschobenes Kommando ohne Rast und Ruh soll den Menschen in Zerbst, Plötzky, Gommern sowie Elbenau, Grünewalde und Güterglück Hoffnung auf ein baldiges Ende des grausigen Krieges geben, der schon zu viele unschuldige Leben forderte. Nach ausweglosen Gefechten gerät Ernst Albrecht am 16. April 1945 in Güterglück in die Gefangenschaft der Amerikaner, die ihn in das gefürchtete Todeslager nach Rheinberg schaffen, wo er die Schrecken einer menschenunwürdigen Gefangenschaft kennen lernt, die er trotz Hunger, Ruhr und Erfrierungen knapp überlebt. Sechs Monate ist seine Familie im Ungewissen und bangt um sein Leben, bis es zum ersten schriftlichen Kontakt kommt. Attichy in Frankreich, Wuppertal, Schloss Neuhaus, Hardehausen und Lembeck sind weitere Stationen, bis Albrecht schließlich im völlig zerbombten Xanten am Niederrhein ankommt, wo er als Gefangener beim Sprengkommando täglich den Tod vor Augen hat. Auch hier ist sein Schicksal noch Jahre nach dem Kriegsende ungewiss.

Für Vogelliebhaber und Modellbauer ist Ernst Albrecht kein Unbekannter, hat der vielseitige Ingenieur und Architekt schon seit Jahrzehnten unzählige Berichte zur artgerechten Haltung von exotischen Vögeln sowie zum Bau von Modell-Segelyachten, insbesondere der Endeavour, dem Namen seines Selbstverlages, verfasst und in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichen lassen. Als Autor des Werkes „Käfig- und Volierenbau, Praktische Anleitungen“ hat er sich bereits einen Namen gemacht. Seit über 50 Jahren wohnt Ernst Albrecht in Xanten.


Die Biografie des Ernst Albrecht ist zugleich die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wie ein Mensch mit allen Tiefen und Abgründen, aber auch mit Glück und Erfolg fertig wird, das spiegelt dieses Werk wider. Ein unterhaltsames Buch, das dem Leser das Gefühl gibt „am Ball bleiben zu müssen“. Eine detaillierte Schilderung der privaten Erlebnisse der Jugend und der familiären Zusammenhänge, der Not, Ängste und Sorgen der Familie Albrecht, ohne sie dabei näher kennen zu müssen. Eine lebendige Rückschau auf 192 Seiten auf eine lange und schwere Zeit, geprägt von Ungewissheit und Verzweiflung.

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