Dienstag, 6. Mai 2014

Schwere Bombenangriffe auf Wilhelmshaven

Eine Leseprobe aus dem Buch
Marschbefehl ins Ungewisse
von Ernst Albrecht


Ein großer Fliegerangriff auf Wilhelmshaven am 18. Februar 1943 um 20:15 Uhr verursachte wieder einmal einen Bombenschaden am Dach unseres Hauses. Noch in der Nacht fingen mein Vater und ich mit der Reparatur an, die zum Glück am nächsten Tag vollständig erledigt werden konnte. Zur Dokumentation fand ich den Beleg in meinem Arbeitsnachweisheft der Lehrwerkstatt unter „Ausgeführte Arbeiten – 19. Februar 1943 – Feindeinwirkung“.
Noch am selben Abend des 19. um 19:43 Uhr ertönte wiederum Fliegeralarm, erneut ein Angriff. Glücklicherweise trafen die Bomben nicht unser Wohngebiet.

Es wurden abgeworfen am 18. Februar 1943:

30 Sprengbomben und schwere Sprengbomben
8.000 Stabbrandbomben
500 Phosphorbomben
Personenschäden in Wilhelmshaven:
7 Tote, 48 schwer Verletzte
5 englische Maschinen wurden abgeschossen
5 Tommys lebend geborgen
30 Tommys überlebten nicht

am 19. Februar 1943:

50 Sprengbomben, 10 schwere Sprengbomben
3.000 Brandbomben aller Art
2 englische Maschinen wurden abgeschossen
Personenschäden in Wilhelmshaven: keine

(Angaben laut Buch: Wilhelmshaven im Bombenkrieg, Rolf Uphoff)


Am 11. Juni 1943 um 18:52 Uhr erlebte ich wieder einen unver- gessenen Angriff auf Wilhelmshaven. Ich hatte schon Feierabend und war zu Hause, als der Voralarm, später der Vollalarm ausgelöst wurde. Erneut ein Angriff mit der Folge, dass die Öltanks in der Sandwüste – heute Kleinwangerooge – getroffen wurden. Wir konnten das Feuer und die schweren Rauchwolken von der Ankerstraße aus deutlich sehen und wussten, dass ungefähr dreihundert Meter dahinter unsere Fischerbuden am Banter Deich lagen. In Sorge, dass auch die Fischerbuden getroffen sein konnten, schwang ich mich sofort aufs Rad und fuhr zum Deich. Gott sei Dank war jedoch keine der Buden getroffen worden. Der Rest der ganzen Familie atmete auf.

Ich war am 22. Oktober 1944 gerade zum Militär einberufen, als sich die Lage wesentlich verschlimmerte. Die Feuerhölle brach über Wilhelmshaven aus. Die Engländer warfen ein neues verheerendes Kampfmittel ab, die Flammrohrstrahlbombe, die zwar schon Anfang 1944 zum Einsatz kam, aber unsere Stadt bisher davor verschonten. Das sollte sich nun ändern.
Diese Bombe bestand aus einem Druckbehälter, der mit Benzin und Pressluft gefüllt war. In dieses Gemisch ragte eine Thermitbrandsäule hinein (Gemisch: Aluminium/Eisenoxyd), die als Anfeuerungsstab diente. Beim Aufschlag wurde diese Säule durch den Zünder in Brand gesetzt. Durch die dabei entstehende Hitze verdunstete das Benzin, was einen Überdruck verursachte, der ein Ventil öffnete. Von hier aus entstand an einer Düse eine Stichflamme von zwei bis fünf Meter Länge mit einer Hitze von eintausend Grad. Diese Bombe war ein Flammenwerfer mit einem Kaliber von dreißig englischen Pfund, was dreizehn Kilogramm entspricht.

Weitere Informationen zu diesem Buch erhalten Sie im Online-Shop des ENDEAVOUR-VERLAGS.

Keine Kommentare: